SAMICHLOUSZUNFT BÄRN
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Die Legende vom Nikolaus

Zwischen Gütigkeit und Drohfinger

Kaum einer ist ein unbekannterer Bekannter, kaum einer hat soviele Nachfolger und kaum einer verkörpert gleichermassen Ermahnung und Gütigkeit wie der heilige Nikolaus von Myra, besser bekannt als Samichlaus.

Urs Jecker von der "Dörflizytig" begab sich auf die Spuren des legendären Gutmenschen.

Schon das Geburtsdatum ist ein Problem. Urkunde gibt es keine, Zahlen darüber sind höchst ungenau. Selbst das Jahrhundert wird in dicken Büchern nur mit «wahrscheinlich» angegeben. «Wahrscheinlich frühes 4. Jahrhundert». Irgendwann zwischen 300 und 350 n. Chr. soll er also geboren worden sein, jener Nikolaus, welcher später Bischof und nach seinem Tod gar weltbekannt wurde.

Etwas weniger Probleme macht der Geburtsort. Von Myra ist die Rede, einer antiken Stadt, gut hundert Jahre älter als Nikolaus, rund 120 Kilometer südwestlich von Antalya im Lande Lykien gelegen. Kurz: Eine Stadt im südwestlichen Kleinasien, von welcher noch Baureste von Architekturfassaden und Felskammergräbern Zeugnis ablegen. In jener Stadt also soll er gelebt haben, der Vorvorvorfahre unseres Samichlauses.

Aber auch dies ist nicht ganz problemlos. Nikolaus von Myra scheint nämlich in der Funktion des heutigen Samichlaus einen geistigen Nebenbuhler zu haben. Der bei uns verehrte Mann mit rotem Mantel und weissem Bart soll, so glauben zumindest die Forscher, auch auf Nikolaus, Abt des Klosters von Sion, nahe Myra, zurückzuführen sein. Dieser Nikolaus, später ebenfalls Bischof, ebenfalls in Lykien (Pinara) soll genau am 10. Dezember 564 n. Chr. gestorben sein. Italienische Piraten plünderten im Frühmittelalter dessen Grabmal und zügelten die Reliquien nach Bari, wo sie seit dem Jahre 1087 immer noch liegen. Eine, für die spätere Verehrung des heiligen Nikolaus nicht ganz unwesentliche Tatsache.

Natürlich war Nikolaus von Myra nicht sofort ein weltbekannter Heiliger. Im 6. Jahrhundert kannte und verehrte man ihn lediglich in Myra selbst. Doch bald schon griff seine Bekanntheit auf Konstantinopel und von da auf die ganze griechische und russische Kirche über. Im 9. Jahrhundert hatte die Verehrung Rom erreicht, um schliesslich im 11. Jahrhundert den Weg nach Frankreich und England zu finden. Die im Jahre 1087 gestohlenen Gebeine des andern Nikolaus taten offenbar ihre Wirkung.

Gut sei er gewesen, und wundertätig. Zwar war noch nichts mit Hutte, Sack und Schmutzli. Immerhin aber soll Nikolaus von Myra drei zu Unrecht eingekerkerte Offiziere befreit, drei armen Mädchen durch heimliche Spenden zur Hochzeit verholfen und drei unschuldig zum Tode verurteilte Jünglinge gerettet haben. Diese Wundergeschichten bilden den Grundstein für die Legendenbildung. Denn schon bald war davon die Rede, Nikolaus habe drei von einem Wirt geschlachtete und eingepökelte Schüler wieder zum Leben erweckt.

Und nun schossen sie ins Kraut, all die Geschichten und Überlieferungen, wonach Nikolaus überall und immer wieder wundertätig geholfen haben soll. Schon bald stellten sich unzählige Gruppierungen und Stände unter seinen Schutz. Schüler, Kinder, Mädchen, Schiffer, Gefangene, Bäcker oder Kaufleute: alle glaubten sie sich vom guten Nikolaus begleitet und behütet. Kein Wunder also, wurde Niklaus Mitglied der sogenannten 14 Nothelfer, einem Verband christlicher Heiliger, welche als besonders wirkungskräftig gelten, wie etwa die heilige Barbara, der heilige Blasius, der heilige Christophorus oder die heilige Katharina.

Ihm zu Ehren wurden Kirchen errichtet. In Rom gab es schon bald drei ihm geweihte Gebetshäuser (Oratorien) und eine Nikolaus-Basilika. In künstlerischen Darstellungen erschien er, bischöflich gekleidet, in vielen berühmten Bauwerken von Byzanz, Venedig oder Rom. Es gab Nikolaus-Fresken, Glasmalereien und auch Plastiken. Bald hielt er drei Kugeln, bald drei Äpfel, bald drei Brote in seiner Hand. In seiner Rolle als Schulpatron verbanden sich diese Gegenstände dann irgendwann mit dem Brauchtum der Kinderbescherung. Die Verlegung des Knabenbischofsfestes auf den 6. Dezember, gab dem Brauchtum dann auch das nötige Datum.

Schon - oder erst? - im 16. Jahrhundert ist der Brauch dann als Bescherung und Ermahnung der Kinder belegt. Meist wird Nikolaus damals schon von Ruprecht, Schmutzli oder Krampus begleitet. Diese waren dem ewigen Gutmenschen behilflich, wenn es darum ging, die Kinder moralisch auf den rechten Weg zu führen und den Unverbesserlichen mit der Rute zu winken. So blieb der Nikolaus stets der Kinderfreund, auch wenn er den Kinderschreck in seiner Nähe duldete.

Tausendfach kopiert, erweitert und abgewandelt durchschreitet der Nikolaus noch heute die Dämmerung der Klausennächte, fährt mit Autos in abgelegene Gehöfte, schleppt zentnerweise Obst und Computerspiele enge Treppen hoch, begegnet seinen eigenen Kopien und versucht in kerzenbeleuchteten Wohnungen etwas von jenem Mysterium zu retten, welches irgendwann im 4. Jahrhundert in Myra seinen Anfang nahm...

Samichlouszunft Bärn, Normannenstrasse 47, 3018 Bern                                                                                                                                           Disclaimer